JShell, die interaktive REPL-Shell in Java 9

Im JDK 9 ist ein neues Programm eingezogen: die JShell. Mit ihr lassen sich auf einfache Weise kleine Java-Programme und einzelne Anweisungen testen, sogenannte Snippets, ohne eine große IDE starten zu müssen. Die JShell ist eine Befehlszeile (Shell), die nach dem Read-Evaluate-Print-Loop-Prinzip arbeitet:

  • Read (Lesen): Eingabe des Programms von der Kommandozeile. Eine gute Shell bietet eine Historie der letzten Kommandos und Tastaturvervollständigung.
  • Eval (Ausführen): Compiliert das Snippet und führt es aus.
  • Print (Ausgaben): Die der Anweisungen und Programme werden in der Umgebung ausgegeben.
  • Loop (wiederholen): Es folgt ein Rücksprung auf den Zustand Lesen.

Das bekannteste Beispiel für eine REPL-Umgebung ist die Unix-Shell. Doch viele Skriptsprachen wie Lisp, Python, Ruby, Groovy und Clojure bieten solche REPL-Shells. Nun auch Java seit Version 9. Die Rückmeldung ist schnell, und gut zum Lernen und Ausprobieren von APIs.

Im bin-Verzeichnis vom JDK finden wir das Programm jshell. Rufen wir sie auf:

|  Welcome to JShell -- Version 9-ea

|  For an introduction type: /help intro




jshell>

Die JShell besitzt eingebaute Kommandos, die mit / beginnen, um zum Beispiel alle deklarierten Variablen ausgeben oder das Skript speichern. /help gibt eine Hilfe über alle Kommandos, /exit beendet JShell.

Nach dem Start wartet JShell auf die Snippets. Gültig sind:

  • Import-Deklarationen
  • Typ-Deklarationen
  • Methoden-Deklarationen
  • Anweisungen
  • Ausdrücke

Es sind also Teilmengen der Java-Sprache und keine eigene Sprache.

Anweisungen und einfache Navigation in der JShell

In der JShell lässt sich jeder Code schreiben, der im Rumpf einer Methode gültig ist. Ein Semikolon am Ende einer Anweisung ist nicht nötig:

jshell> System.out.println( "Hallo Welt" )

"Hallo Welt"

Compilerfehler zeigt die JShell sofort an:

jshell> System.out.pri()

|  Error:

|  cannot find symbol

|    symbol:   method pri()

|  System.out.pri()

|  ^------------^

Ausnahmen müssen nicht behandelt werden, es lassen sich alle Methoden ohne try-catch aufrufen; falls es zu Ausnahmen kommt werden diese direkt gemeldet:

jshell> Files.exists( Paths.get("c:/") )

$2 ==> true




jshell> Files.exists( Paths.get("lala:/") )

|  java.nio.file.InvalidPathException thrown: Illegal char <:> at index 4: lala:/

|        at WindowsPathParser.normalize (WindowsPathParser.java:182)

…

|        at (#3:1)

Die letzte Zeile zeigt die Zeilennummer im Skript an. Eine Liste der bisher eingegebenen Zeilen listet /list auf, und das inklusive Zeilennummern. Diese sind nützlich, wenn es zu Ausnahmen wie oben kommt.

jshell> /list




   1 : System.out.println( "Hallo Welt" );

   2 : Files.exists(Paths.get("c:/"))

   3 : Files.exists(Paths.get("lala:/"))

Die JShell pflegt eine Historie der letzten Kommandos, die sich mit den Cursor-Tasten abrufen lässt. Es funktioniert auch die Vervollständigung mit der Tabulator-Taste wie in einer IDE, wobei die Groß-Kleinschreibung relevant ist:

jshell> Sys

System        SystemColor   SystemTray




jshell> System.out.println(java.time.LocalDateTime.n

jshell> System.out.println(java.time.LocalDateTime.now(

now(




jshell> System.out.println(java.time.LocalDateTime.now())

2017-03-23T11:50:43.859385900

Mit dem Cursor lässt sich in die Zeile vorher gehen und die Zeile nacheditieren.

Variablendeklarationen

Variablen lassen sich deklarieren und später jederzeit verwenden:

jshell> String name = "Christian"

name ==> "Christian"

Die JShell gibt die Variable mit der Belegung zur Kontrolle aus.

Variablen lassen sich mit einem ganz neuen Typ redefinieren:

jshell> StringBuilder name = new StringBuilder( "Christian" )

name ==> Christian

Es lassen sich auch ohne Zuweisung Ausdrücke in die JShell setzen. Das Ergebnis des Ausdrucks wird einer temporären Variablen zugewiesen, die standardmäßig mit einem Dollar beginnt und der einer Zahl folgt, etwa $1. Auf diese Variable lässt sich später zugreifen:

jshell> BigInteger.TEN.pow(10)

$1 ==> 10000000000




jshell> $1

$1 ==> 10000000000




jshell> $1.bitLength()

$2 ==> 34




jshell> System.out.println(2*$2)

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Welche Variablen in welcher Reihenfolge in der Sitzung deklariert wurden zeigt das Kommando /vars auf:

jshell> /vars

|    StringBuilder name = Christian

|    BigInteger $1 = 10000000000

|    int $2 = 34

Unvollständige Eingabe

Wenn die JShell auf einen nicht kompletten Code trifft, symbolisiert die Ausgabe …> die Notwendigkeit einer weitere Eingabe:

jshell> System.out.println(

   ...> "Hallo"

   ...> +

   ...> " Welt"

   ...> )

Hallo Welt

Import-Deklarationen

Standardmäßig sind für den Java-Compiler alle Typen vom Paket java.lang direkt importiert. Die JShell erweitert das um eine ganze Reihe weiterer Typen. Wir können sie mit dem Kommando /imports erfragen:

jshell> /imports

|    import java.io.*

|    import java.math.*

|    import java.net.*

|    import java.nio.file.*

|    import java.util.*

|    import java.util.concurrent.*

|    import java.util.function.*

|    import java.util.prefs.*

|    import java.util.regex.*

|    import java.util.stream.*




jshell> import java.awt.*




jshell> /imports

|    import java.io.*

|    import java.math.*

|    import java.net.*

|    import java.nio.file.*

|    import java.util.*

|    import java.util.concurrent.*

|    import java.util.function.*

|    import java.util.prefs.*

|    import java.util.regex.*

|    import java.util.stream.*

|    import java.awt.*

Methoden- und Typ-Deklarationen

Methoden und Klassen lassen sich deklarieren und auch wieder überschreiben, wenn eine neue Version eine alte ersetzen soll. JShell schreibt dann „modified“ bzw. „replaced“.

jshell> String greet(String name) { return "BÖLK " + name; }

|  created method greet(String)




jshell> String greet(String name) { return "Mit vorzüglicher Hochachtung " + name; }

|  modified method greet(String)




jshell> class MyFrame extends java.awt.Frame {}

|  created class MyFrame




jshell> class MyFrame extends java.awt.Frame { MyFrame() { setTitle("FENSTER"); } }

|  replaced class MyFrame




jshell> new MyFrame().show()

Welche Methoden und neue Typen in der Sitzung deklariert sind listet /methods und /types auf:

jshell> /methods

|    String greet(String)




jshell> /types

|    class OkButton

|    class MyFrame

Exceptions müssen wie üblich behandelt werden, eine Sonderbehandlung, wie bei der direkten, in die JShell eingegeben Anweisungen, gibt es nicht.

Forward-Reference

Greift eine Methoden- oder Klassendeklaration auf Typen und Methoden zurück, die in dem Kontext noch nicht vorhanden sind, ist das in Ordnung; allerdings müssen alle Typen und Methoden spätestens dann bekannt sein, wenn der Code ausgeführt werden soll.

jshell> double cubic(double v) { return sqr(v) * v; }

|  created method cubic(double), however, it cannot be invoked until method sqr(double) is declared




jshell> cubic(100)

|  attempted to call method cubic(double) which cannot be invoked until method sqr(double) is declared




jshell> double sqr(double v) { return v*v; }

|  created method sqr(double)




jshell> cubic(100)

$14 ==> 1000000.0

Laden, speichern und ausführen von Skripten

Snippets können in der JShell mit /save Dateiname gespeichert, mit /open Dateiname geöffnet und mit /edit in einem Standard-Editor bearbeitet werden.

Auf der Kommandozeile werden JShell-Skripte auf vorhandenen Skripten einfach ausgeführt mit:

$ jshell datei

JShell API

Anders als die Benutzung von JavaScript aus Java heraus integriert sich die JShell nicht als Skript-Sprache. Stattdessen gibt es eine eigene API, in der die Klasse JShell im Mittelpunkt steht, wobei sich die Möglichkeiten der JShell-Kommandozeile eins zu eins in der API – dokumentiert unter http://download.java.net/java/jdk9/docs/jdk/api/jshell/overview-summary.html – wiederfinden lassen.

Ein einfaches Beispiel:

try ( JShell shell = JShell.create() ) {

  // Semikolon wichtig!

  String program = "java.math.BigInteger.TEN.pow( 10 );";

  List<SnippetEvent> events = shell.eval( program );

  for ( SnippetEvent snippetEvent : events ) {

    System.out.println( snippetEvent.status() );

    System.out.println( snippetEvent.value() );

    System.out.println( snippetEvent.snippet().source() );

    System.out.println( snippetEvent.snippet().kind() );

    if ( snippetEvent.snippet() instanceof VarSnippet ) {

      VarSnippet varSnippet = (VarSnippet) snippetEvent.snippet();

      System.out.println( varSnippet.typeName() );

    }

  }

}

Die Ausgabe ist:

VALID

10000000000

java.math.BigInteger.TEN.pow( 10 );

VAR

java.math.BigInteger

Ein paar Dinge sind an der API bemerkenswert, und zwar die Typen und Ergebnisse: sie sind Strings. varSnippet.typeName() ist ein String und snippetEvent.value() ebenso. Es ist nicht möglich, eine echte Objektrepräsentation zu bekommen, was die Nutzung als eingebettete Skriptsprache einschränkt.

Zum Weiterlesen

Weitere Informationen lassen sich aus dem JEP 222: jshell: The Java Shell (Read-Eval-Print Loop)[1] entnehmen und von den Quellen, die bei Java 9 dabei sind. Fragen über das Produkt lassen sich in der Mailingliste http://mail.openjdk.java.net/mailman/listinfo/kulla-dev stellen.

[1]            http://openjdk.java.net/jeps/222

Inselraus: JDBC Treibertypen

Oracle definiert vier Treiberkategorien, die wir im Folgenden beschreiben. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen darin, ob sie über einen nativen Anteil verfügen oder nicht.

Typ 1: JDBC-ODBC-Brücke (JDBC-ODBC Bridge driver)

ODBC (Open Database Connectivity Standard) ist ein Standard von Microsoft, der den Zugriff auf Datenbanken über eine genormte Schnittstelle möglich macht. ODBC ist insbesondere in der Windows-Welt weit verbreitet, und für jede ernst zu nehmende Datenbank gibt es einen Treiber.

Da es am Anfang der JDBC-Entwicklung keine Treiber gab, haben sich JavaSoft und Intersolv (seit 2000 Merant) etwas ausgedacht: eine JDBC-ODBC-Brücke, die die Aufrufe von JDBC in ODBC-Aufrufe der Client-Seite umwandelt. Da die Performance oft nicht optimal und die Brücke nicht auf jeder Plattform verfügbar ist, stellt diese JDBC-Anbindung häufig eine Notlösung dar. Und weil ODBC eine systembezogene Lösung ist, hat der Typ-1-Treiber native Methoden, was die Portierung und seinen Einsatz – etwa über das Netz – erschwert. Die JDBC-ODBC-Brücke implementiert seit Version 1.4 den JDBC 2-Standard. In Java 8 wurde die Brücke entfernt, ist also kein Teil mehr vom JDK. Es gibt existierende Lösungen auf dem Markt, allerdings gibt es keine wirkliche Notwendigkeit mehr dafür, da es für jede bedeutende Datenbank einen direkten JDBC-Treiber gibt.

Typ 2: Native plattformeigene JDBC-Treiber (Native-API Java driver)

Diese Treiber übersetzen die JDBC-Aufrufe direkt in Aufrufe der Datenbank-API. Dazu enthält der Treiber Programmcode, der native Methoden aufruft.

Treiber vom Typ 1 oder 2 sind nicht portabel auf jeder Plattform, da sie zum einen für die JDBC-ODBC-Brücke auf die Plattform-Bibliothek für ODBC zurückgreifen müssen und zum anderen auf plattformspezifische Zugriffsmöglichkeiten für die Datenbank angewiesen sind. Den Treiber auf einen anderen Computer zu übertragen funktioniert in der Regel nicht, da sie eng mit der Datenbank verbunden sind. Läuft auf einem Server etwa eine alte dBASE-Datenbank und ein nativer Typ-2-Treiber greift direkt auf die lokale Datenbank zu, dann kann dieser JDBC-Treiber nicht einfach auf einen Tablet-PC mit ARM-Prozessor kopiert werden – zum einen würde er dort wegen der anderen Hardware-Architektur nicht laufen, und zum anderen würde der Treiber dann wohl kaum über das Netzwerk auf die Datenbank zugreifen können.

Typ 3: Universeller JDBC-Treiber (Native-protocol all Java driver)

Der universelle JDBC-Treiber ist ein in Java programmierter Treiber, der beim Datenbankzugriff auf den Client geladen wird. Der Treiber kommuniziert mit der Datenbank nicht direkt, sondern über eine Softwareschicht, die zwischen der Anwendung und der Datenbank sitzt: der Middleware. Damit erfüllen Typ-3-Treiber eine Vermittlerrolle, denn erst die Middleware leitet die Anweisungen an die Datenbank weiter. Für Applets und Internetdienste hat ein Typ-3-Treiber den großen Vorteil, dass seine Klassendateien oft kleiner als Typ-4-Treiber sind, da ein komprimiertes Protokoll eingesetzt werden kann. Über das spezielle Protokoll zur Middleware ist auch eine Verschlüsselung der Verbindung möglich. Kaum eine Datenbank unterstützt verschlüsselte Datenbankverbindungen. Da zudem das Middleware-Protokoll unabhängig von der Datenbank ist, müssen auf der Client-Seite für einen Datenbankzugriff auf mehrere Datenbanken auch nicht mehr alle Treiber installiert werden, sondern im günstigsten Fall nur noch ein Typ-3-Treiber von einem Anbieter. Die Ladezeiten sind damit deutlich geringer.

Typ 4: Direkte Netzwerktreiber (Net-protocol all Java driver)

Diese Treiber sind vollständig in Java programmiert und kommunizieren direkt mit dem Datenbankserver. Sie sprechen mithilfe des datenbankspezifischen Protokolls direkt mit der Datenbank über einen offenen IP-Port. Dies ist in einer Direktverbindung die performanteste Lösung. Sie ist jedoch nicht immer realisierbar, etwa bei Datenbanken wie MS Access, dBase oder Paradox, die kein Netzwerkprotokoll definieren.

Schneller aufrufen mit MethodType und MethodHandle

Um dynamische Programmiersprachen wie JavaScript performant auf die JVM zu bringen wurde in Java 7 der neue Bytecode invokedynamic eingeführt und das Paket lang.invoke. Java8 greift zur Umsetzung der Lambda-Ausdrücke massiv auf invokedynamic zurück.

Aufgabe des Pakets ist es, dynamisch Methoden schnell aufzurufen, und zwar deutlich schneller als Reflection das kann, weil in der JVM der Methodenaufruf so optimiert wird wie ein ganz normaler Methodenaufruf auf ein Zielobjekt. Dazu müssen aber die Typen exakt vorliegen, sodass es schärfere Anforderungen gibt als bei Reflection, dort ist z. B. der Rückgabetyp beim Aufruf irrelevant.

Um einen dynamischen Methodenaufruf zu starten ist zunächst eine exakte Beschreibung der Rückgabe- und Parametertypen nötig – das übernimmt ein MethodType-Objekt. Ist das aufgebaut, wird ein MethodHandle erfragt, ein getypter, direkt ausführbarer Verweis auf die repräsentierte Methode. Die MethodHandle-Methode invoke(…) führt dann den Aufruf mit gegebenen Argumente auf.

Dazu ein Beispiel. Wir möchten auf einem Rectangle-Objekt die Methode union(Rectangle) aufrufen, um als Ergebnis ein neues Rectangle zu bekommen, was die beiden Rechtecke vereinigt.

Object rect1 = new Rectangle( 10, 10, 10, 10 );

String methodName = "union"; 

Class<?> resultType = Rectangle.class;

Object rect2 = new Rectangle( 20, 20, 100, 100 );

Class<? > parameterType = rect2.getClass();

rect1 ist das eigentliche Objekt auf dem die methodName aufgerufen werden soll. resultType ist der Ergebnistyp den wir von der Methode erwarten, als Class-Objekt. rect2 ist das Argument für union(…). Der parameterType für die union(…)-Methode ergibt sich aus dem Class-Objekt vom rect2.

MethodType mt = MethodType.methodType( resultType, parameterType );

MethodHandle methodHandle = MethodHandles.lookup().findVirtual(

                              rect1.getClass(), methodName, mt );

System.out.println( methodHandle.invoke( rect1, rect2 ) );

Als erstes erfragen wir MethodType und geben Ergebnis- und Parametertyp an; noch nicht den Methodennamen, hier geht es nur um die Typen. Der MethodHandle verheiratet den Methodennamen und die Typangaben mit einer Klasse, die so eine Methode anbietet. invoke(…) führt letztendlich den Aufruf aus; das erste Argument ist das „this“-Objekt, also das Objekt auf dem die Methode aufgerufen werden soll, als nächstes folgenden die Argumente von union(…), also das zweite Rechteck. Als Ergebnis bekommen wir das Rectangle-Objekt, was genau der Vereinigung entspricht.

Java DB nicht mehr in Java 9

Gerade habe ich angefangen mein JDBC-Kapitel zu aktualisieren, weg von HSQLDB hin zur mitgelieferten  Java DB. Ich habe die Java DB-Datenbank gestartet, den Text und Beispiele umgeschrieben, usw. Irgendwie habe ich das db-Verzeichnis von Java 8 genutzt, ohne das mir das aufgefallen wäre. Das Kapitel ist fertig gewesen, da wollte ich schauen, ob Java 9 die aktuelle Version von Apache DB nutzt und was ist? Arrrg. In Java 9 ist die Java DB rausgeflogen. Verdammt. Alle Änderungen wieder rückgängig machen, es bleibt vorerst bei HSQLDB.